Geboren am 16. Oktober 1921 in Fürth, verbrachte Bella Rosenkranz die ersten Lebensjahre in Colmar bzw. in Regensburg. Nach dem Tod der Mutter kehrte das Mädchen 1929 nach Fürth zurück und lebte dort im jüdischen Waisenhaus.
Bellas Erinnerungen an diese Zeit sind nicht nur positiv, auch wenn die Einrichtung und ihr Leiter Dr. Isaak Hallemann weit über die Stadt hinaus einen guten Ruf genossen. Sie empfand die orthodox-religiöse Erziehung als zu streng und autoritär. Da sie auch die örtliche jüdische Schule besuchte, hatte Bella nur wenige Kontakte zur christlichen Mehrheitsbevölkerung. Sie nahm jedoch die zunehmende Bedrohung vonseiten der Nationalsozialisten deutlich wahr.
Im Oktober 1938 wurde die Siebzehnjährige mit über 50 weiteren Fürther Juden im Rahmen der sogenannten Polenaktion aus Deutschland ausgewiesen. Anlass war eine Verfügung der polnischen Behörden, dass alle sich im Ausland befindlichen Bürger ihre Pässe umgehend verlängern müssten. Wer bis zum 31. Oktober 1938 keine gültigen Papiere vorweisen könne, würde die Staatsangehörigkeit verlieren und dürfe somit nicht mehr nach Polen einreisen.
Daraufhin trieb die Gestapo zwischen dem 28. und dem 29. Oktober reichsweit rund 18.000 polnische Juden zusammen und deportierte sie u. a. in den Raum Zbaszyn, wo 8.000 Menschen im Niemandsland zwischen Polen und Deutschland sich selbst überlassen wurden. Bella konnte sich zunächst zu Verwandten durchschlagen. Nach dem Einmarsch der Deutschen in Polen war sie gezwungen, in die Sowjetunion zu flüchten. Dort galt sie als »Feind« und wurde für mehr als fünf Jahre in ein Arbeitslager gesperrt.
Erst 1961 durfte sie die UdSSR verlassen und nach Franken zurückkehren. Bella Rosenkranz verstand sich als echte Fürtherin, sodass Versuche, in den USA oder in Israel Fuß zu fassen, fehlschlugen. Über fünfzig Jahre lebte die agile Seniorin in ihrer geliebten Geburtsstadt und engagierte sich tatkräftig in der Israelitischen Kultusgemeinde Fürth. Bella Rosenkranz verstarb im April 2017 im Alter von 95 Jahren.