William Freund wurde am 4. September 1926 als Kurt Freund in Nürnberg geboren. Zu seinen deutlichsten Erinnerungen an die Jugend in seiner Heimatstadt gehört das traumatische Erlebnis, auf dem Schulweg von christlichen Nachbarskindern überfallen, beschimpft und gefesselt worden zu sein.
Das Thema Auswanderung stand für die assimilierte Familie Freund aber trotz solcher Übergriffe nicht zur Debatte – bis Williams Vater Hugo 1937 von den Nazis verhaftet und auf schrecklichste Weise gedemütigt und gequält wurde. Danach war klar, dass die Freunds ihr Heil in der Flucht suchen mussten: Im September 1937 packte die Familie ihre Koffer mit dem Ziel USA – damals nicht das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, sondern von Rezession geplagt.
Washington Heights, ein New Yorker Stadtviertel, in dem vornehmlich deutsche Auswanderer lebten, scherzhaft das »Vierte Reich« genannt, wurde den Flüchtlingen zur neuen Heimat.
Durch eine pfiffige Geschäftsidee – Williams Mutter Paula hatte einem Nürnberger Konditor der Traditionslebküchnerei Haeberlein-Metzger das streng gehütete Originalrezept für Elisenlebkuchen abgeluchst – gelang es Familie Freund zu überleben: »Paula’s Lebkuchen«, zubereitet im eigenen Laden in Manhattan, wurden ein Verkaufsschlager.
Auch William selbst brachte es weit: Nach einem Studium an der Columbia University (New York) erwarb er einen Doktortitel in Wirtschaftswissenschaften und lehrte bis ins hohe Alter an der New Yorker Pace University.